Briefkopf

Vom Turn- zum Großverein

100 Jahre TV Biefang zeigen: Der Verein ist im Stadtteil fest verwurzelt.
„Das erste halbe Jahrhundert Sport in Biefang stand ganz im Dienst der Volksgesundheit. Während der ersten 50 Jahre hat der Verein Pionierarbeit für den Sport geleistet, die ihre Früchte getragen hat und weiter tragen wird. Solange es weiterhin Frauen und Männer gibt, die sich in idealistischer Weise für die Belange des Vereins interessieren.“

Dies stand am 11. Juli 1962 zum 50-jährigen Vereinsbestehen des TV Biefang 1912 im Groß-Oberhausener Stadtanzeiger. Und weil das zum 100. Geburtstag immer noch stimmt, steht es auch jetzt wieder in der Zeitung. Der fast 600 Mitglieder starke Verein lebt durch das Engagement seiner ehrenamtlichen Mitstreiter in allen Abteilungen immer noch Werte wie Zusammenhalt und Beständigkeit vor, die den Verein eng mit dem Stadtteil verzahnen und gedeihen lassen.

Unzählige Geschichten
Ein Beleg dafür ist natürlich der 100. Geburtstag. 100 Jahre, in denen Menschen und Sport unzählige Geschichten geschrieben haben. Viele davon sind in der umfassenden Festschrift aufgezeichnet und nacherzählt. Das Redaktionsteam um den TVB-Vorsitzenden Manfred Schöße, Gerd Klötgen, Ingo Regolin, Jürgen Petras und Ute Weyen lässt die Jahre Revue passieren, nennt Namen und zeigt Gesichter, die den TV Biefang in dieser Zeit geprägt haben. Nebenbei: Das 113 Seiten starke Magazin strotzt vor Anzeigen der umgebenden Wirtschaft, gleich ob klein oder groß. Ein sicherer Beleg dafür, wie verwurzelt der Verein im Biefanger Alltag ist.

Auszüge aus den Festschriften zum 25. und 50. Bestehen zeigen, wie sich der Club gewandelt hat, wie er gewachsen ist. Der Titel „100 Jahre Sportgeschichte in Biefang“ ist nicht zu hoch gegriffen, denn der Verein hat die Sportgeschichte des Stadtteils mitgeschrieben und ist doch noch mehr: eine soziale Größe in Biefang. Mit dem Bau zweier Sportplätze, mit dem Vereinsheim, mit jedem Lichtmast, der in Eigenarbeit gestemmt wurde, bewiesen die Biefanger Zusammengehörigkeitsgefühl. 1929 wurde der erste Sportplatz des bis dahin fast reinen Turnvereins gebaut. Doch Handball und Fußball kamen bald hinzu und prägten den Wandel zum Großverein. Für den Bau der Autobahn dann musste der Platz weichen, nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er auf dem Gelände hinter der Autobahnauffahrt wieder hergerichtet. 1957 wurde das Vereinsheim errichtet. Beim Bau der 350 Meter langen Wasserleitung von der Königstraße kamen so viele Mitglieder mit Spaten und Hacken zu Hilfe, dass in zwei Stunden 250 Kubikmeter Erde bewegt wurden. 1962 kam durch den Schulneubau an der Kolkmannstraße endlich eine eigene Turnhalle hinzu. Auch in Biefang wurde damit das Ende der Feldhandball-Ära eingeläutet.

Mit der Gründung der Jugendhandballabteilung 1970 legte der TV Biefang den Grundstein für seine bis heute ausgezeichnete Nachwuchsarbeit. Die hat sich aktuell mit dem Aufstieg der Damen in die Oberliga in dieser Spielzeit wieder mal ausgewirkt.

Neben Handball sind Volleyball, Turnen und Breitensport bis heute die Säulen des Vereins. Alle Abteilungen, alle Gruppen beteiligen sich rege an Feierlichkeiten des Vereins, des Stadtteils und mit befreundeten Vereinen.

Erfolgreicher Protest
Freunde und Nachbarn sind auch die SF Sterkrade 06. Doch als die Sporthochschule Köln in ihrem Sportentwicklungsplan die Zusammenlegung vorschlägt, stellen sich beide quer. Mit Erfolg, die Stadtverwaltung erkennt nach intensiven Protesten, Unterschriftenaktionen und Öffentlichkeitsarbeit die verschiedenen Vereinskulturen an und verzichtet auf die Zwangszusammenlegung.

Auch dieser Erfolg dürfte den Biefangern Motivation geben, ihren Weg des familienfreundlichen und modernen Großvereins weiter zu gehen. Wenngleich die absehbaren Sparzwänge der Stadt Oberhausen allen Vereinen das Wirtschaften in absehbarer Zeit erschweren dürften, werden die Biefanger durch ihren starken Zusammenhalt auch diese Herausforderung bestehen. Und das wird auch ein Grund sein, am 30. Juni nach Herzenslust zu feiern.

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